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Entscheidung eines allgemeinen Concils verbot, protestirten. Als
die Versuche des Kaisers, die Religionsstreitigkeiten friedlich beizulegen,
aus den Reichstagen zu Augsburg (1530) und zu Trient (1545)
gescheitert waren, entbrannte jener Religionskrieg, der schmalkaldische
Krieg genannt, der 1555 durch den Religionsfrieden auf dem
Reichstage zu Augsburg damit endete, daß den Protestanten freie
Religionsübung im Reiche gestattet wurde.
27. Der dreißigjährige Krieg.
Ungeachtet des Augsburger Religionsfriedens blieb aber die Er-
bitterung der Parteien, so daß zuletzt ein weit furchtbarerer Krieg, der
dreißigjährige Krieg (von 1618 — 1648) hereinbrach. Alle
Schrecknisse der Verheerung, des Raubes, Brandes und Mordes
wurden in diesem Kriege über das unglückliche deutsche Vaterlan
verhängt — durch die kaiserlichen Schaaren unter Tilly und
Wallenstein sowohl, als auch durch die Dänen unter Christian Iv.,
die Schweden unter Gustav Adolph, und die Franzosen unter
Türenne und Conds. Ströme von Blut wurden vergossen, wehr-
lose Weiber und Kinder ermordet und Städte und Dörfer verwüstet.
Wo früher Wohlstand blühte, herrschte Noth und Elend, ganze Ge-
genden waren entvölkert, Räuber und wilde Thiere hausten, wo
früher der Pflug gegangen war, und machten Wege, Dörfer und
Städte unsicher, und erst, nachdem Deutschland eine große Einöde ge-
worden, kam zu Münster und Osnabrück der westfälische Friede
zu Stande (1648), in welchem den Protestanten gleiche Rechte
mit den Katholiken eingeräumt und zugleich festgesetzt wurde, daß
sie alle Kirchen und Kirchengüter behalten sollten, die sie seit dem
Jahre 1624, welches das Normaljahr genannt wird, besaßen. Dort,
wo Hermann einst die Legionen des Varus schlug und sein Vaterland
von der Herrschaft der Römer befreite, da beugte jetzt Deutschland
seinen Nacken und ließ von beutelustigen Fremden sich einen schmach-
vollen Frieden diktiren, denn verschiedene Theile wurden jetzt vom deut-
schen Reiche abgerissen. Frankreich erhielt das schöne Elsaß; Schweden
bekam einen Theil von Pommern und die Insel Rügen und außer-
dem 5 Millionen Thaler Kriegsentschädigung. Die ver-
einigten Niederlande wurden als neuer Staat vom deutschen
Reichsverbande losgerissen, und die Unabhängigkeit der Schweiz
von Deutschland wurde anerkannt.
Als daher die Friedenstrompeten das Ende des 30jährigen Krieges
durch Deutschland verkündeten, da tönten wohl die Glocken hinab in
die Straßen, um einzuladen zum Dankgebet im Tempel des Herrn.
Aber man sah nicht zahlreiche, fröhliche Schaaren herbeieilen zum Gottes-
hause; denn mehr als die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands war
nicht mehr. Väter und Brüder waren im Kriege gefallen, Mütter und
Töchter hatte der Gram verzehrt und Kinder und Enkel der Hunger
dahin gerafft.
Haesters' Lesebuch ftir Oberks, Simultair-Aus^. 16
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
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Eingang, namentlich in Norddeutschland, z. B. in Sachsen, Hessen, heimlich
Zunächst auch in Brandenburg.
Im Jahre 1525 trat der Hochmeister des Deutschen Ritterordens in
Ostpreußen, ein Hohenzoller, zu der lutherischen Kirche über. Dadurch
wurde das alte Ordensland in ein weltliches Herzogtum verwandelt, das
aber unter Polens Oberhoheit verblieb (s. § 15. A. 2.). — Aber die bei
dem alten Glauben gebliebenen Fürsten waren doch so mächtig, namentlich
weil auch der Kaiser ans ihrer Seite stand, daß sie auf dem Reichstage zu
Speier 1529 den Beschluß durchsetzten, die Neuerung dürfe nicht weiter
um sich greifen. Hiergegen protestierten Luthers Anhänger und wurden
darum Protestanten genannt. — Um die Spaltung im Reiche zu heben,
hielt Kaiser Karl V. schon im nächsten Jahre (1530) wieder einen Reichstag
ab, zu Augsburg. Hier übergaben die Evangelischen ihr von Melanchthon
verfaßtes Glaubensbekenntnis,die „Augsburger Konfession". Doch ward
eine Verständigung nicht herbeigeführt, vielmehr befahl der Kaiser den Evan-
gelischen, binnen Jahresfrist zum katholischen Glauben zurückzukehren. —
Diese bestimmte Erklärung schreckte die protestantischen Fürsten so, daß sie
in Schmalkalden (Thüringen) ein Schutzbündnis schlossen, den „Schmal-
kaldischen Bund". Da den Habsburgischen Erblanden des Kaisers aber
ein Einfall der Türken drohte, so gewährte er den Evangelischen, deren
Unterstützung im Kriege er brauchte, den Religionsfrieden zu Nürnberg
(1532), nach welchem bis zu einem allgemeinen Konzil in Religionssachen
Friede herrschen sollte.
6. Schweizer Reformation. Fast zu gleicher Zeit mit Luther trat
Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, gegen die Lehren der Kirche auf. Er
stimmte in den meisten Stücken mit Luther überein, aber in Bezug auf das
heilige Abendmahl war er anderer Meinung wie Luther. Eine Einigung
konnte auch durch eine persönliche Zusammenkunft beider in Marburg nicht
erreicht werden. — Zürich und einige andere Kantone fielen Zwingli zu;
aber die Urkantone blieben der alten Lehre treu, und bald kam es zwischen
beiden Parteien zum Kriege. Zwingli, der als Feldprediger mit ausgezogen
war, fiel in der Schlacht bei Kappel. — Was dieser begonnen, setzte der
Franzose Johann Calvin fort. Er hatte um seines Glaubens willen sein
Vaterland verlassen müssen. In Genf fand er Aufnahme. Die Anhänger
dieser beiden Männer nennt man Reformierte oder Calvinisten; sie finden
sich besonders in der Schweiz, in dem westlichen Deutschland, in den Nieder-
landen und in Frankreich.
7. Bauernkrieg. Die Bauern waren damals mit ihrer Lage sehr
unzufrieden. Die Fürsten kümmerten sich um dieselben sehr wenig, und ihre
Grundherren bedrückten sie mit schweren Steuern und Frondiensten und
hielten sie in harter Leibeigenschaft.
Schon mehrmals waren in Süddeutschland deshalb Aufstände ausge-
brochen, und als die Bauern Luthers Lehre „von der Freiheit der Christen"
vernahmen, meinten sie irrigerweise, daß sie als freie Christen auch frei
sein sollten von den weltlichen Lasten. Gewaltige Massen der schwer-
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§ 23. Der Dreißigjährige Krieg.
wurden aber durch dasselbe eine Menge von Mißbräuchen in der katho-
lischen Kirche abgeschafft und strenge Vorschriften gegeben, welche besonders
den geistlichen Stand und das Klosterwesen betrafen. Beim Schluffe des
Konzils wurden die Glaubensentscheidungen in eine kurze Glaubensformel,
das Tridentinische Glaubensbekenntnis, zusammengefaßt.
§ 23. Der Dreißigjährige Krieg (1618—1648).
1. Veranlassung. Trotz des Augsburger Religionsfriedens blieb die
Erbitterung zwischen Protestanten und Katholiken; beide klagten über gegen-
seitige Beeinträchtigungen und forderten oft Unbilliges voneinander. Unter
solchen Umständen konnte der Friede nicht von langer Dauer sein, zumal
es der schwache Kaiser Rudolf Ii. nicht vermochte, zwischen beiden Parteien
zu vermitteln. Die protestantischen Fürsten und Städte schlossen 1608 ein
Schutzbündnis, die Union; die katholischen Stände traten bald darauf (1609)
zur Liga zusammen. — In Böhmen sollte es endlich zum laug befürchteten
ernstlichen Bruche kommen. Hier hatten die meist evangelischen Stände,
nämlich der Adel und die Bürger der königlichen Städte, vom Kaiser
Rudolf Ii. im sogenannten Majestätsbriefe das Recht freier Religions-
übung erhalten. Als nun hohe katholische Geistliche gegen zwei Kirchen-
bauten, die in ihren Sprengeln ohne ihre Erlaubnis von Evangelischen
ausgeführt wurden, einschritten, da beschwerten sich die böhmischen Stände
darüber beim Kaiser. Dieser aber wies ihre Beschwerde ungnädig ab. Hieran
sollten nach der Böhmen Meinung die beiden kaiserlichen Räte, Martinitz
und Slavata, schuld sein. Ein erregter Volkshaufe zog, geführt vom Grafen
Thurn, auf das Prager Schloß und warf die Räte samt ihrem Geheim-
schreiber zum Fenster hinaus. Mit dieser Tat sagten sich die Böhmen vom
Kaiser los.
2. Der Krieg in Böhmen, in der Pfalz und in Niedersachsen
(1618—1629),. Die Böhmen erklärten Ferdinand Ii. von Steiermark, der
Herzog von Österreich, König von Böhmen und deutscher Kaiser geworden
war, für abgesetzt und wühlten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt
der Union, zum Könige. Zwar drangen zweimal böhmische Heere bis Wien
vor, doch als der Kaiser sich mit Maximilian von Bayern, dem Führer der
Liga, verband, wandte sich ihm das Glück zu. Friedrich feierte indes frohe
Feste in Prag und versäumte es, sich zum ernsten Kampfe zu rüsten. Im
Jahre 1620 rückte das Heer der Liga unter Tilly vor Prag und schlug
hier am Weißen Berge das Heer Friedrichs. Dieser, spottweise der Winter-
könig genannt, floh, völlig verzagend, nach Holland. Er wurde geächtet
und seiner Kurwürde verlustig erklärt, die später Maximilian von Bayern
erhielt. Ferdinand zerschnitt selbst den Majestütsbrief, ließ die Führer der
aufständischen Evangelischen hinrichten und trieb die Bewohner, die nicht
katholisch werden wollten, aus dem Lande. — Auch im übrigen Deutschland
unterwarf der Kaiser alle seine Gegner. Tilly schlug bei Wimvfen kam
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§ 23. Der Dreißigjährige Krieg.
das es die gerechtesten Ansprüche hatte, die Bistümer Magdeburg, Halber-
stadt, Minden und Kammin. Sachsen bekam die Lausitz, Bayern die Ober-
pfalz. Die Nachkommen des abgesetzten Kurfürsten Friedrich von der Pfalz
erhielten die Unterpfalz zurück und die neugestiftete achte Kurwürde.
7. Die Folgen des furchtbaren Krieges waren für Deutschland über-
aus traurig. Seit Jahrhunderten hatte das deutsche Reich für das erste
und mächtigste Reich der Christenheit gegolten. Jetzt war sein Ansehen
nach außen gänzlich dahin; ja, es war zum Gespött anderer Völker ge-
worden. — Das Schwert, der Hunger und die Pest hatten während des
langen Krieges mehr als die Hälfte aller Bewohner Deutschlands dahin-
gerafft. — Die einst blühenden und gesegneten Gefilde waren in Wüsten
verwandelt, die Dörfer niedergebrannt oder verödet, den wenigen übrig
gebliebenen Bauern fehlte das Saatgut; ihre Äcker waren mit Unkraut
und wildem Gestrüpp bedeckt. Nutz- und Zugvieh hatten die Kriegshorden
geraubt, ebenso die Sparpfennige. Dienstleute waren kaum zu erlangen.
— Wenig besser stand es um die Bürger in den Städten. In Schlesien,
Brandenburg, Thüringen und anderen deutschen Ländern war die Zahl
der Bewohner der Städte auf den vierten Teil gesunken. In vielen Städten
stand mehr als die Hälfte der Häuser leer. Die Heere von Freund und
Feind hatten während des langen Krieges den Städten oft kaum erschwing-
bare Kriegssteuern auferlegt, und so war der Reichtum der Bürger ge-
schwunden. Der Kaufmann und der Handwerker hatten kein Geld zum
schwunghaften Betriebe ihres Geschäftes. Die Handelsstraßen waren un-
wegsam und unsicher; denn die entlassenen Söldner rotteten sich zu wilden
Räuberbanden zusammen, die Bauern und Bürgern gleich verderblich
wurden. — Unwissenheit und Unsittlichkeit, Unglaube und Aberglaube
herrschten allerwärts; denn in der schweren Kriegszeit war ein schrecklich
rohes Geschlecht herangewachsen, weil Kirchen und Schulen meist verödet
standen. Wissenschaft, Kunst, Landbau und Gewerbefleiß hatten so tiefe
Wunden erhalten, daß mehr als ein Jahrhundert nötig war, dieselben zu
heilen. — Deutschland war bei Beginn des 17. Jahrhunderts in Hinsicht
auf bürgerlichen Wohlstand, Anbau des Bodens und Dichtigkeit der Be-
wohner das blühendste Land in Europa gewesen. Jetzt stand es hinter
den meisten anderen Ländern Europas weit zurück. Aber bald nach dem
Abschluß deswestfülischen Friedens und der Wiederkehr geordneter Zustünde
zeigten sich Spuren neu erwachenden Lebens im deutschen Volke, treulich
gepflegt von den Fürsten, besonders den Hohenzollern. (Vergleiche z. B.
§ 26/2. u. 3.)
Aufgaben: 1. Nenne Reichstage aus der Regierungszeit Karl V. und erzähle von
deren Verlaufe! 2. Wodurch wurde der Schmalkaldische Krieg veranlaßt? 3. Mit welchem
Rechte ist das Konzil von Trient als die Reformation der katholischen Kirche zu be-
zeichnen? 4. Was bestimmte zu den verschiedenen Zeiten das Auftreten des Herzogs
Moritz von Sachsen? 5. Die Bestimmungen des Augsburger Neligionsfriedeus. 6. Gib
ein Lebens- und Charakterbild Wallensteins! 7. Neune evangelische und katholische fjelös
Herren des 30jährigen Krieges und erzähle von ihren Schicksalen! 8. Friedensschlüsse
während des 30jährigen Krieges! 9. Gustav Adolfs Zug durch Deutschland. 10. Suche
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§ 24. Die Mark Brandenburg vor der Hohenzollernzeit.
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Gründe für die schlimmen Folgen des Krieges! 11. Unterscheide Neichsstände und Unter-
tanen! 12. Wie wurden im Westfälischen Frieden die weltlichen und geistlichen An-
gelegenheiten geordnet? 13. Erkläre: Ablaß, Augsburger Konfession, Calvinisten, Wieder-
täufer; Interim, Neichsstände; Union, Liga, Majestätsbrief, Restitutionsedikt!
§ 24. Die Mark Vrairvenburg vor -er Hohenzollernzeit.
A. In den ältesten Zeiten wohnten zwischen Elbe und Oder an
der Havel und Spree die deutschen Stämme der Semnonen und Lango-
barden. In der Zeit der Völkerwanderung verließen diese aber ihre Wohn-
plätze, und an ihre Stelle rückte ein slavisches Volk, die Wenden. Sie
waren mittelgroße, aber kräftige Leute mit braungelber Hautfarbe, dunklen
Augen und braunen Haaren. Ihre Götter verehrten sie in Tempeln und
opferten ihnen Früchte, Tiere, aber auch Kriegsgefangene. Ihre Frauen
behandelten sie fast wie Sklavinnen. Sie trieben Ackerbau und Viehzucht;
waren aber auch in der Weberei sehr geübt. Ihr Handel war bedeutend.
— Für die Deutschen waren sie schlimme Nachbarn. Schon Karl der Große
mußte sie strafen wegen räuberischer Einfälle in sein Land. Wie dann
Heinrich I. die Wenden besiegte und er und Otto I. zum Schutze der Reichs-
grenze Marken gründete, ist § 10 und 11 erzählt. Aber alle Bemühungen
der Markgrafen und der Geistlichen der Bistümer Havelberg und Branden-
burg zur völligen Unterwerfung der Wenden waren vergeblich, bis Kaiser
Lothar 1134 die Nordmark verlieh an die
B. Anhaltiner, Ballcnstädter oder Askanier. 1. Der erste Markgraf
aus diesem Hause war Albrecht der Bär. Er entriß den Wenden das
Land bis an die Oder und nannte sich Markgraf von Brandenburg. Aber
immer wieder empörten sich die Wenden; der letzte und gefährlichste Auf-
stand erfolgte unter dem Wendenfürsten Jaczo (Jatscho) von Köpenik.
Albrecht entriß ihm Brandenburg und schlug die Wenden. Jaczo mußte
fliehen. Hart verfolgt, sah er keinen andern Ausweg, als durch die seen-
artig erweiterte Havel. Da gelobte er, ein Christ werden zu wollen, wenn
Jesus ihm beistehe, und wirklich gelangte er glücklich an das andere Ufer.
Er hing an der Landzunge, an der er gelandet, seinen Schild auf und wurde
ein Christ. Jene Landzunge heißt noch heute Schildhorn. — Albrecht rief
viele Einwanderer aus Sachsen, Franken und Holland herbei. Sie trock-
neten Sümpfe ans, dämmten die Gewässer ein und gründeten Dörfer und
Städte. Auch Templer- und Johanniterritter kamen auf Albrechts Ruf, um
christliche Sitte verbreiten zu helfen. Namentlich sorgten auch die Klöster
dafür, daß das Wendenvolk besseren Ackerbau und deutsche Sitte und
Sprache lernte.
2. Unter Albrechts Nachfolgern ist Otto Iv. mit dem Pfeile zu
nennen. Er wollte Magdeburg Strafen, weil man seinen Bruder nicht zum
Erzbischof gewühlt hatte. Aber er wurde gefangen genommen und in einem
Käfig zur Schau gestellt. Erst gegen hohes Lösegeld wurde er freigegeben.
Bei der Belagerung von Staßfurt traf ihn ein Pfeil, dessen Spitze er ein
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§ 26. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm.
„Getrost, tapfere Soldaten! Ich, euer Fürst und jetziger Hauptmann, will
siegen oder ritterlich mit euch sterben!" Seine Soldaten folgten ihm voll
Begeisterung. (Stallmeister Froben.) Derfflinger führte immer neue Trup-
pen ins Gefecht, und endlich war der weit überlegene Feind geschlagen.
Das war der erste Sieg, den die Brandenburger allein errangen. Der
Kurfürst verfolgte die Schweden, eroberte Stettin, Vertrieb sie mitten im
Winter aus Preußen und erntete mit seinem Heere die schönsten Lorbeeren.
— Er hoffte, Vorpommern behalten zu können. Aber der mißgünstige
Kaiser hatte inzwischen mit Ludwig Xiv. Frieden geschlossen, und allein
war Friedrich Wilhelm doch zu schwach, sich gegen Frankreich und Schweden
zu behaupten. Im Frieden zu St. Germain 1679 mußte er alle seine
Eroberungen herausgeben. Voll Zorn rief er aus: „Aus meiner Asche
möge ein Rächer erstehen!"
7. Ludwig Xiv. aber setzte trotz des Friedens seine Räubereien am
Rheine fort. Er nahm 1681 Straß bürg weg und gab 1688 den grausamen
Befehl, die Länder am Rhein in eine Wüste zu verwandeln. Heidelberg mit
seinem prachtvollen Schlosse, Speier, Worms, Trier und andere Städte wurden
zerstört. Im Frieden zu Ryswik (Holland) 1697 gab Frankreich zwar seine
rechtsrheinischen Eroberungen wieder heraus, aber behieltelsaß und Straßburg.
8. Des Großen Kurfürsten letzte Zeiten und Bedeutung. 1675
war der letzte Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau gestorben, und der
Kaiser setzte sich sogleich in den Besitz dieser Länder, den Erbverträgen (siehe
8 25. 7) zuwider. Der Kurfürst mußte sich mit dem Kreise Schwiebus be-
gnügen. — Als ein echt christlicher Fürst suchte er den Frieden zwischen
den beiden feindlichen evangelischen Konfessionen zu fördern und verbot
daher den Geistlichen die gegenseitigen Anfeindungen. Leider führte diese
Verordnung die Entlassung des fruchtbaren Liederdichters Paul Gerhardt
herbei, der die Berechtigung des Kurfürsten zu einem solchen Verbot nicht
anerkennen wollte. — Als der Kurfürst die Krone Polens unter der Be-
dingung erhalten sollte, daß er katholisch würde, da wies er sie zurück und
sprach: „Meine Religion, darin ich meiner Seligkeit versichert bin, um einer
Krone willen zu verlassen, werde ich in Ewigkeit nicht tun!" — Die von
Ludwig Xiv. hart bedrängten französischen Protestanten nahm er in sein
Land auf und erwies sich so allzeit als Hort der Evangelischen. — 1688
verschied er mit den Worten: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt!" Sein
Wahlspruch war: „Gott ist meine Stärke!"
Er ist der eigentliche Gründer des Preußischen Staates, denn durch
ihn wurden die so sehr verschiedenen Gebiete desselben zu einem Ganzen
verschmolzen. Er war der bedeutendste Regent seiner Zeit, denn er hob
seinen armen Staat empor zu einer achtunggebietenden Macht, indem er
ihn um ein Drittel vergrößerte, ein tüchtiges stehendes Heer schuf und für
das Wohl seiner Untertanen landesväterlich sorgte. Er war der größte
deutsche Kriegsheld des 17. Jahrhunderts, der die geschändete deutsche
Waffenehre wiederherstellte. Er wurde darum schon von seinen Zeitge-
nossen mit Recht „der Große" genannt.
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§ 22. Der Schmalkaldische Krieg.
bedrückten Bauern rotteten sich 1525 in Süd- und Mitteldeutschland zu-
sammen und verübten an Rittern und Geistlichen, Burgen und Klöstern
die ärgsten Greuel. Die Fürsten und Herren taten sich zusammen, um
den Ansstand zu unterdrücken. Dies geschah im Süden durch den Truchseß
von Waldburg mit großer Härte. In Thüringen wurden die Vauernhorden
bei Frankenhausen geschlagen, ihr Führer Thomas Münzer gefangen
genommen und hingerichtet. In diesen Unruhen, Bauernkrieg genannt,
sind 150 000 Bauern umgekommen. — In dem auch lutherisch gewordenen
Münster fanden sich viele der falschen Propheten ein, die dem Bauernkriege
entronnen waren, gewannen hier die Oberhand und führten die Güter-
gemeinschaft, die Wiedertaufe Erwachsener und die Vielweiberei ein. Nach
langer Belagerung eroberte der vertriebene Bischof die Stadt und hielt ein
strenges Strafgericht über die Hauptaufwiegler.
8. Luthers Tod. Luther beklagte es tief, daß die Spannung zwischen
Katholiken und seinen Anhängern immer größer wurde. Ein blutiger Kampf
war kaum noch zu vermeiden, da der Kaiser der alten Lehre treu geblieben
war und aufs neue feindlich gegen die Protestanten auftrat. — Im Januar
1546 wurde Luther von dem Grafen von Mansfeld eingeladen, um einen
Familienstreit beizulegen. Auf der Hinreise erkältete er sich und starb am
18. Februar zu Eisleben, seine Seele Gott befehlend. Seine Leiche wurde
nach Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche beigesetzt.
§ 22. Der Schrnalkalvische Krieg.
1. Den protestantischen Fürsten hatte es Vorteil gebracht, daß der
Kaiser, welcher ihren Neuerungen abhold war, in viele Kriege verwickelt
wurde. Gegen Frankreich hatte er vier große Kriege zu führen. Im ersten
derselben nahm er sogar den König von Frankreich bei Pavia gefangen.
Auch gegen die Türken hatte er mehrmals ziehen müssen, ebenso gegen
mohammedanische Seeräuber, die an der Nordtuste Afrikas einen eigenen
Staat gegründet hatten und den Handel des Mittelländischen Meeres schwer
schädigten. In allen diesen Kriegen hatte er auch die Hilfe der protestan-
tischen Neichsstände gebraucht und ihnen dafür, wenn auch widerwillig, manche
Zugeständnisse machen müssen. Jetzt waren alle diese Kriege beendigt, und
der Kaiser wollte nun die religiösen Streitigkeiten in Deutschland beilegen.
— Kurz vor Luthers Tode war endlich das lange versprochene Konzil zu
Trient in Welschtirol zusammengetreten. Auch die Protestauten wurden
zur Beschickung desselben aufgefordert. Sie meinten aber, an einem Konzil,
das der Papst leite, könnten sie nicht teilnehmen und beschickten dasselbe
nicht. Auch einen Reichstag des Kaisers besuchten sie nicht. Diese Weige-
rung erzürnte den Kaiser so sehr, daß er die Führer des Schmalkaldischen
Bundes, den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und den Land-
grafen Philipp von Hessen, in die Acht erklärte. Diese rüsteten sich mit
vielen protestantischen Städten zum Kampfe. Auf des Kaisers Seite standen
die katholischen Fürsten und Herzog Moritz von Sachsen — ein prote-
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Extrahierte Ortsnamen: Süd- Mitteldeutschland Thüringen Frankenhausen Mansfeld Eisleben Wittenberg Schloßkirche Frankreich Frankreich Pavia Afrikas Deutschland Welschtirol Sachsen
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 22. Der Schmalkaldische Krieg.
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stantischer Fürst — der seinem Vetter, dem Kurfürsten, feindlich gesinnt
war, und dem der Kaiser eine Gebietserweiterung und die Kurwürde ver-
sprochen hatte. Im Sommer 1546 stand das Heer der Protestanten,
40000 Mann stark, an der Donau, aber ihre Führer waren uneinig. Als
der Kurfürst von Sachsen hörte, daß sein Vetter Moritz in Kursachsen ein-
gefallen sei, führte er sein Heer zurück und vertrieb diesen. Süddeutschland
mußte sich nun dem Kaiser ergeben; Philipp zog sich zurück. Der Kaiser-
drang bis an die Elbe vor und stand bei Mühlberg (oberhalb Torgau)
dem Kurfürsten gegenüber, dessen Heer 1547 an einem Sonntagmorgen von
dem kaiserlichen überrascht und geschlagen wurde. Der Kurfürst geriet ver-
wundet in Gefangenschaft. Der Kaiser empfing ihn ungnädig, verurteilte
ihn zu ewiger Gefangenschaft und nahm ihm die Kurwürde und sein Land.
Den Angehörigen des unglücklichen Fürsten gab er später die thüringischen
Gebiete von Weimar, Eisenach, Gotha u. s. w. wieder heraus. Hier herrschen
noch heute ihre Nachkommen, die sogenannte Ernestinische Linie des Hauses
Wettin. Moritz, ein Sproß der Albertinischen Linie desselben Hauses, erhielt
die Kurwürde und ein großes Stück des eroberten Landes. — Allein konnte
Philipp von Hessen dem Kaiser nicht standhalten. Er mußte sich unter-
werfen und wurde vom Kaiser gefaugen fortgeführt.
2. Nach diesen Erfolgen glaubte der Kaiser die Einigung der Kirche
aus eigenen Kräften vornehmen zu köneu. Er erließ das sogenannte Augs-
burger Interim 1548, in dem den Protestanten einige Zugeständnisse
gemacht wurden. Aber beide Konfessionen waren unzufrieden damit. Be-
sonders Magdeburg wollte sich nicht beugen und ward darum in die Acht
getan, deren Ausführung Moritz übertragen wurde. Doch dieser wurde
jetzt aus einem Freunde ein Feind des Kaisers; da er über die Gefangen-
haltung seines Schwiegervaters, des Landgrafen von Hessen, erbittert war,
gerne den Makel des Verrates an seinen Glaubensgenossen austilgen wollte
und des Kaisers übergroße Macht zu fürchten begann. — Er züchtigte
Magdeburg nicht, verband sich sogar mit dem König von Frankreich, führte
sein Heer schnell nach Tirol und überraschte den kranken Kaiser in Inns-
bruck. Der mußte bei Sturm und Regen ins Gebirge fliehen und mit
Moritz einen Vertrag zu Pafsau schließen.
3. Dieser wurde dann 1555 im Augsburger Religionsfrieden
bestätigt. Durch denselben wurde den lutherischen Reichsständen, nicht den
Untertanen, volle Religionsfreiheit und Gleichstellung mit den Katholiken
zugesichert. Die Reformierten wurden ausgeschlossen.
4. Kaiser Karl V. legte, der vielen Anstrengungen müde und körperlich
leidend, 1556 in Brüssel die Regierung nieder. Sein Nachfolger in Deutsch-
land war sein Bruder Ferdinand; in Spanien folgte ihm sein Sohn
Philipp Ii. Er selbst zog sich in die Nähe des spanischen Klosters St. Just
zurück. Noch bei Lebzeiten ließ er für sich (der Sage nach) ein Totenamt
halten und verschied bald darauf 1558. (Platen: Der Pilgrim vor St. Just!)
5. Das Konzil von Trient verwarf zwar das Reformationswerk
Luthers und Zwinglis und bezeichnete deren Anhänger als Irrgläubige; es
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Extrahierte Personennamen: Moritz Philipp Philipp Moritz Philipp_von_Hessen Philipp Moritz Moritz Karl_V. Karl_V. Ferdinand Philipp_Ii Philipp
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 23. Der Dreißigjährige Krieg.
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Flucht. Auch Pnppenheim fiel. Sterbend ließ er Wallenstein sagen: „Ich
sterbe gern, da ich den gefährlichsten Feind meines Glaubens unter den
Toten weiß."
4. Wallensteins Tod. Wallenstein zog sich nach Böhmen zurück,
Vertrieb auch die Schweden aus Schlesien, blieb aber dann untätig in
seinem Lager zu Pilsen, obgleich schwedische Heere Bayern furchtbar heim-
suchten. Da er den Befehl des Kaisers, dieses Land zu befreien, nicht er-
füllte, außerdem vielfach geheime Verhandlungen mit den Schweden führte,
so kam er in den Verdacht des Hochverrates. Der Kaiser setzte ihn ab, die
Mehrzahl der Regimenter verließ ihn, und er ging mit den treugebliebenen
nach Eg er. Bei einem Gastmahle wurden seine ihm ergebenen Offiziere
ermordet, und er selbst darauf vou zwei Hauptleuten in seinem Schlaf-
gemache niedergestoßen.
In dem schwedischen Heere war nach Gustav Adolfs Tode große Zucht-
losigkeit eingerissen, so daß die Schweden um nichts besser waren als die
Soldaten der kaiserlichen Heere. Unmenschliche Grausamkeiten (Schweden-
trunk) wurden an Bürgern und Bauern verübt. Auch waren die Führer
vielfach uneinig, und darum wurden sie bei Nördlingen (nordöstlich von
Donauwörth) von des Kaisers Heere vollständig geschlagen. Hierauf
schlossen die Kurfürsten von Sachsen und von Brandenburg und manche
andere Fürsten mit dem Kaiser Frieden zu Prag 1635.
5. Die letzten Jahre des Krieges brachten noch unsagbares Elend
über Deutschland. Mit den Schweden verbanden sich die Franzosen. Sie
schickten Heere nach Deutschland und gaben Bernhard von Weimar Geld,
daß er ein Heer unterhalten konnte. Elsaß ward von ihm erobert, und die
Länder am Rhein wurden durch französische Truppen völlig ausgesogen. —
Schwedische Heerführer wie Horn, Torstenson, Königsmarck u. a. kämpften
in allen Teilen Deutschlands gegen den Kaiser mit wechselndem Glücke, und
so blieb kein Gau von dem verheerenden Kriege verschont.
6. Der Friede wurde schließlich von allen Parteien erhofft; aber
jahrelang dauerten die Verhandlungen. Da erscholl endlich 1648 das edle
Fried- und Freudenwort. In Münster und Osnabrück wurde der soge-
nannte Westfälische Frieden abgeschlossen. Nach demselben erhielten die
Evangelischen (auch die Calvinisten) gleiche Rechte mit den Katholiken. Bei
der katholischen Kirche sollten die Güter verbleiben, die sie 1624 besessen
hatte. — Die Reichsfürsten wurden fast ganz unabhängig von dem Kaiser,
so daß dieser nur noch geringe Gewalt über jene besaß. Eine Folge da-
von war, daß sich Deutschland in eine große Zahl kleinerer Herrschaften
zersplitterte, die nur lose zusammenhingen, und darum äußeren Feinden
gegenüber ohnmächtig wurde. Diese Ohnmacht benutzten die Feinde Deutsch-
lands, namentlich Frankreich unter Ludwig Xiv., ein halbes Jahrhundert
hindurch, um weite und wichtige Grenzgebiete von Deutschland loszureißen.
— Schon in diesem Frieden erhielt Frankreich die wichtigsten Städte im
Elsaß, Schweden außer 15 Millionen Mark Kriegskosten Vorpommern mit
Stettin. Brandenburg erhielt Hinterpommern und für Vorpommern, auf
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Donauwörth Bernhard_von_Weimar Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv.
Extrahierte Ortsnamen: Pnppenheim Schlesien Pilsen Schweden Schweden Sachsen Brandenburg Deutschland Deutschland Rhein Deutschlands Deutschland Frankreich Deutschland Frankreich Schweden Stettin Brandenburg Hinterpommern
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
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Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
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Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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22. Der Schmalkaldische Krieg.
bedrückten Bauern rotteten sich 1525 in Süd- und Mitteldeutschland zu-
sammen und verübten an Rittern und Geistlichen, Burgen und Klöstern
die ärgsten Greuel. Die Fürsten und Herren taten sich zusammen, um
den Ausstand zu unterdrücken. Dies geschah im Süden durch den Truchseß
von Waldburg mit großer Härte. In Thüringen wurden die Bauernhorden
bei Frankenhausen geschlagen, ihr Führer Thomas Münzer gefangen
genommen und hingerichtet. In diesen Unruhen, Bauernkrieg genannt,
sind 150 000 Bauern umgekommen. — In dem auch lutherisch gewordenen
Münster fanden sich viele der falschen Propheten ein, die dem Bauernkriege
entronnen waren, gewannen hier die Oberhand und führten die Güter-
gemeinschaft, die Wiedertaufe Erwachsener und die Vielweiberei ein. Nach
langer Belagerung eroberte der vertriebene Bischof die Stadt und hielt ein
strenges Strafgericht über die Hauptaufwiegler.
8. Luthers Tod. Luther beklagte es tief, daß die Spannung zwischen
Katholiken und seinen Anhängern immer größer wurde. Ein blutiger Kamps
war kaum noch zu vermeiden, da der Kaiser der alten Lehre treu geblieben
war und aufs neue feindlich gegen die Protestanten auftrat. — Im Januar
1546 wurde Luther von dem Grafen von Mansfeld eingeladen, um einen
Familienstreit beizulegen. Auf der Hinreise erkältete er sich und starb am
18. Februar zu Eisleben, seine Seele Gott befehlend. Seine Leiche wurde
nach Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche beigesetzt.
§ 22. Der Schmalkaldische Krieg.
1. Den protestantischen Fürsten hatte es Vorteil gebracht, daß der
Kaiser, welcher ihren Neuerungen abhold war, in viele Kriege verwickelt
wurde. Gegen Frankreich hatte er vier große Kriege zu führen. Im ersten
derselben nahm er sogar den König von Frankreich bei Pavia gefangen.
Auch gegen die Türken hatte er mehrmals ziehen müssen, ebenso gegen
mohammedanische Seeräuber, die an der Nordküste Afrikas einen eigenen
Staat gegründet hatten und den Handel des Mittelländischen Meeres schwer
schädigten. In allen diesen Kriegen hatte er auch die Hilfe der protestan-
tischen Reichsstände gebraucht und ihnen dafür, wenn auch widerwillig, manche
Zugeständnisse machen müssen. Jetzt waren alle diese Kriege beendigt, und
der Kaiser wollte nun die religiösen Streitigkeiten in Deutschland beilegen.
— Kurz vor Luthers Tode war endlich das lange versprochene Konzil zu
Trient in Welschtirol zusammengetreten. Auch die Protestanten wurden
zur Beschickuug desselben aufgefordert. Sie meinten aber, an einem Konzil,
das der Papst leite, könnten sie nicht teilnehmen und beschickten dasselbe
nicht. Auch einen Reichstag des Kaisers besuchten sie nicht. Diese Weige-
rung erzürnte den Kaiser so sehr, daß er die Führer des Schmalkaldischen
Bundes, den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und den Land-
grafen Philipp von Hessen, in die Acht erklärte. Diese rüsteten sich mit
vielen protestantischen Städten zum Kampfe. Auf des Kaisers Seite standen
die katholischen Fürsten und Herzog Moritz von Sachsen — ein prote-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz_von
Extrahierte Ortsnamen: Süd- Mitteldeutschland Frankenhausen Mansfeld Eisleben Wittenberg Schloßkirche Frankreich Frankreich Pavia Afrikas Deutschland Welschtirol Sachsen